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Kryptosporidiose bei Kälbern


 

Das Problem

Kälberdurchfall spielt eine herausragende Rolle in der modernen Milchwirtschaft und ist verantwortlich für 57 % der Jungtierverluste. Hinzu kommen Einbußen in der Wachstumsleistung von Durchfallkälbern, was einen Langzeiteffekt auf künftige Laktionen hat.

Bei neugeborenen Kälbern wird Durchfall hauptsächlich durch vier Pathogene verursacht: E. coli, Rotaviren, Coronaviren und Kryptosporidien. Mischinfektionen mit mehreren dieser Pathogene kommen häufig vor. In den letzten Jahren hat besonders die Bedeutung der Kryptosporidiose zugenommen, die die problematischste Form von Kälberdurchfall darstellt. Dies liegt unter anderem daran, dass keine Impfung zur Verfügung steht, was die Prävention der Kryptosporidiose besonders schwierig gestaltet.

Was sind Kryptosporidien?

Kryptosporidien sind einzellige Parasiten, welche die Zellen des Gastrointestinaltrakts infizieren. Es gibt viele Spezies von Kryptosporidien, die zahlreiche Tierarten infizieren können. Bei Kälbern ist Cryptosporidium parvum bei weitem die bedeutendste Spezies.

C. parvum ist ein nicht-wirtsspezifisches Pathogen, was bedeutet, dass es neben Kälbern auch andere Spezies infizieren kann, einschließlich des Menschen. Beim Menschen verläuft eine Infektion mit Kryptosporidien üblicherweise weniger schwerwiegend als bei Kälbern und dauert selten länger als eine Woche. Dennoch sollte diese Tatsache bei der Behandlung von Kälbern, die an Kryptosporidiose leiden, berücksichtigt werden.

Was passiert mit dem Kalb?

Eine Infektion mit Kryptosporidien beginnt mit der Aufnahme von sogenannten Oozysten. Oozysten sind eine Arte Ei, das extrem resistent gegen Umwelteinflüsse ist und bis zu einem Jahr in der Umgebung des Kalbs überleben kann. Wenn diese Oozysten über das Futter oder die Einstreu in den Gastrointestinaltrakt des Kalbs eindringen, schlüpfen sie und nisten sich in der Darmschleimhaut ein. Nach der Aufnahme in die Darmzellen beginnen sich die Kryptosporidien zu vermehren und weitere Zellen zu infizieren. Nach diversen Entwicklungsstadien bilden die Kryptosporidien neue Oozysten, die in die Umgebung abgegeben werden, um weitere Tiere zu infizieren.

Kryptosporidiose vorbeugen

Kryptosporidiose ist ein weitverbreitetes Problem bei neugeborenen Kälbern, das hauptsächlich Kälber mit einem schwachen Immunsystem betrifft. Dementsprechend ist ein gutes Kolostrummanagement für die Prävention unerlässlich. Dies bedeutet im Allgemeinen, dass 2 – 3 Liter Erst-Kolostrum in den ersten 2 Stunden nach der Geburt gefüttert werden sollten. In den ersten 12 Stunden nach der Geburt sollten zudem weitere 2 Liter gegeben werden. Das Kolostrum sollte mindestens einen Gehalt von 50 g IgG/Liter haben, was leicht mit einem Kolostrometer oder Refraktometer kontrolliert werden kann.

Den zweiten Grundpfeiler der Kryptosporidien-Prävention bildet die Hygiene in der Abkalbebox und der Kälberhütte. Grundsätzlich sollte die Abkalbebox nach jeder Kalbung ausgemistet werden. Außerdem ist von einer Nutzung der Abkalbebox als Krankenabteil dringend abzuraten. Beide Maßnahmen führen zu einer beträchtlichen Verringerung des Keimdrucks auf das Kalb. Auch sollten die Kälberhütten stets sauber und trocken gehalten werden. Bevor die Kälberhütten neu belegt werden, sollten sie gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Bei der Desinfektion muss beachtet werden, dass Kryptosporidien resistent gegen viele Desinfektionsmittel sind. Auf Desinfektionsmitteln, die für die Beseitigung von Kryptosporidien und anderen einzelligen Parasiten geeignet sind, ist dies im Allgemeinen eindeutig angegeben. Zudem sind geeignete Desinfektionsmittel durch die DVG gelistet.

Des Weiteren können Futtermittelzusätze, welche die Darmgesundheit stabilisieren und die Darmintegrität verbessern, die Prävention von Kryptosporidiose unterstützen. Denn in einem gesunden Darm ist eine größere Anzahl an Kryptosporidien nowendig, um eine Infektion auszulösen, als in einem vorerkrankten Darm. Falls ein Kalb dennoch erkrankt, ist es äußerst wichtig, dass weiterhin eine hohe Milchaufnahme gewährleistet wird, da der Wasser- und Energieverlust aus dem Darm kompensiert werden muss, um die Auswirkungen des Durchfalls zu reduzieren. Gewisse Tränkezusätze auf pflanzlicher Basis sind erwiesenermaßen geeignet, selbst bei Durchfallkälbern die Milchaufnahme zu stabilisieren.
 

Über den Autor

Dr. Oguz Calisici studierte Veterinärmedizin in Deutschland und der Türkei. Nach seiner Promotion war er weiter an der Tierärztlichen Hochschule Hannover tätig und arbeitete in den Bereichen künstliche Besamung und Biotechnologie. Anschließend arbeitete er als praktischer Tierarzt, bevor er Geschäftsführer eines großen Milchviehbetriebes in der Türkei wurde. Bei Phytobiotics ist Oguz als Produktmanager für Immune Milk zuständig.
 

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